Rellingen - Allerlei

Erst Theather dann Heilanstalt

Erschienen im „Pinneberger Tageblatt“ am 7./8. Juli 1984,
von Ruth Nowara

Erst Theater - dann Heilanstalt

 Das alte Rellingen war das „Lieblingskind“ der Heimatforscherin Ruth Nowara. In der Tageblatt-Serie „Alt-Rellinger Haugeschichten“ plauderte sie über alte Gebäude des Ortes, die Menschen, die in ihnen lebten, und die Geschichte der Häuser.

Folge 1

„Eine richtige Idylle“ haben schon viele gedacht, die an dem „Ofterdinger Schlösschen „ oder der „Sauerberg-Villa“ vorbeigekommen sind. Das Gebäude in der Hauptstraße 17 hat eine lange Geschichte, wenn es auch noch nicht so sehr alt ist. Gebaut wurde es erst 1923, aber....

Erstmals erwähnt wurde das Schlösschen in Liegenschaftsbüchern im Jahr 1701. 1785 erwarb der bekannte Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder das Anwesen und bezog es nach einigen Umbauten.

110 Jahre vergingen – die Besitzer wechselten ständig. 1875 kaufte der Nervenarzt Dr. Guido Ofterdinger das Gelände auf. Er machte aus dem prächtigen Wohnsitze eine Heilanstalt. Der kunstvoll angelegte Garten verschwand, lange Seitenflügel wurden an das Gebäude angebaut. Dort, wo ein gutes Jahrhundert zuvor Konzerte, Theateraufführungen und Bälle stattgefunden hatten, sollten nun Menschen geheilt werden.

In den folgenden Jahrzehnten kaufte der Doktor noch einige umliegende Gebäude dazu. Doch der Wohlstand der Familie hatte mit dem Ersten Weltkrieg ein Ende. Mit der Geldentwertung verlor Ofterdinger sein ganzes Vermögen und starb in großer Armut.

Der Käufer der alten Klinik war Julius Friedrich Christian Martens. Er riss das Haus ab und baute wieder ein kleines Schlösschen im alten Stil. Sein Reichtum gründete sich in Rellingen übrigens auf die Einrichtung der ersten Autobuslinie zwischen Pinneberg und Eidelstedt.

1932 wechselte das Haus erneut seinen Besitzer. Nach dem Tode des Käufers Alfons Sauerberg übernahm die Familie den Besitz und hat in seitdem vermietet. Selbst kleine Gewerbebetriebe haben das Schlösschen schon genutzt, das heute noch zwischen Bäumen steht, die der Schauspieler Schröder damals gepflanzt hatte.

Ergänzung von Reinhold Miller nach Angaben von Gerhard Schiewe:
In den Kriegsjahren 1939 –  Mai 44 war in der Villa ein Kindergarten der NSV (Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt) untergebracht. 1944 beanspruchte der Besitzer Sauerberg die Wohnräume für sich, da die Familie Sauerberg in Hamburg ausgebombt war. Der Kindergartenbetrieb wurde nach Krupunder in den Seegasthof von Augenstein verlegt und wurde bei Kriegsende aufgelöst.

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